Ein Hörgerät kann für Menschen mit Hörverlust zu Hause eine große Unterstützung sein – auch für Dich als Angehörige. Es verbessert nicht nur das Sprachverständnis, sondern hilft dabei, den Alltag leichter zu gestalten und soziale Kontakte zu erhalten. In diesem Artikel erfährst Du, welche Modelle es gibt, wie die Kosten und Zuschüsse geregelt sind und worauf Du bei der Pflege eines Hörgeräts achten solltest.
Modelle von Hörgeräten: Überblick und Unterschiede
Hörgeräte gibt es in verschiedenen Bauformen und mit unterschiedlichen technischen Funktionen. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Hinter-dem-Ohr-Geräten (HdO) und Im-Ohr-Geräten (IdO). Beide Modelle haben ihre Vor- und Nachteile, abhängig von der Art und dem Grad des Hörverlusts sowie persönlichen Vorlieben.
HdO-Geräte sind größer, bieten mehr Leistung und sind einfacher zu bedienen. IdO-Geräte sind kleiner und diskreter, können aber bei starkem Hörverlust weniger geeignet sein.
- Hinter-dem-Ohr-Geräte (HdO): Sitzen hinter dem Ohr, robust und leistungsstark.
- Im-Ohr-Geräte (IdO): Liegen direkt im Ohr, unauffälliger und komfortabel.
- Offene Versorgung: Für leichten bis mittleren Hörverlust, mit offenem Schallschlauch.
- Reine Digitalgeräte: Moderne Technik mit automatischer Anpassung an die Umgebung.
- Bluetooth-fähige Geräte: Verbindung mit Smartphone oder Fernseher für besseren Klang.
Kriterium | HdO-Gerät | IdO-Gerät |
---|---|---|
Sichtbarkeit | Deutlich sichtbar | Sehr unauffällig |
Leistung | Für alle Hörverluste geeignet | Eher für leichte bis mittlere Hörverluste |
Batteriegröße | Größer, längere Laufzeit | Klein, kürzere Laufzeit |
Kosten von Hörgeräten und was die Pflegekasse übernimmt
Die Preise für Hörgeräte können stark variieren – je nach Modell, Technik und Anbieter. In Deutschland übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen einen Teil der Kosten, wenn ein ärztliches Rezept vorliegt. Die Pflegekasse beteiligt sich an den Kosten für Hörgeräte normalerweise nicht direkt, aber es gibt andere Möglichkeiten, finanziell unterstützt zu werden.
Die Krankenkasse zahlt in der Regel einen Festbetrag, der sogenannte Festbetrag für Hörgeräte, der sich nach dem jeweiligen Hörverlust richtet. Liegt der Hörverlust über einem bestimmten Grad, gibt es höhere Zuschüsse.
- Festbetrag der Krankenkasse deckt meist nur Basismodelle ab.
- Höherwertige Geräte müssen oft teilweise selbst bezahlt werden.
- Zusätzliche Zuschüsse können über Pflegegrad oder Schwerbehindertenausweis beantragt werden.
- Private Zusatzversicherungen können Kosten ergänzen.
- Beratungstermine bei Hörakustikern sind meist kostenfrei.
Aspekt | Kurzinfo |
---|---|
Festbetrag Krankenkasse | Ab ca. 785 Euro (Stand 2025), variiert je Hörverlust |
Eigenanteil | Je nach Gerät ab ca. 0 bis mehrere hundert Euro |
Zuschuss Pflegekasse | Kein direkter Zuschuss, aber Pflegegrad kann helfen |
Zuschüsse und finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten
Wenn Du zu Hause einen Angehörigen mit Hörgerät pflegst, kannst Du verschiedene finanzielle Hilfen in Anspruch nehmen. Die Pflegekasse unterstützt vor allem über die Pflegegrade, die auch den Bedarf an Hilfsmitteln reflektieren können. Hörgeräte selbst werden über die Krankenkassen finanziert, aber zusätzliche Hilfen gibt es bei der Pflege und Versorgung.
Darüber hinaus gibt es regionale Unterschiede, da Bundesländer teils eigene Förderprogramme anbieten. Es lohnt sich, bei der Pflegekasse und dem Hörakustiker nach lokalen Möglichkeiten zu fragen.
- Zuschuss über Pflegegrad (z. B. für Pflegehilfsmittel)
- Hilfsmittelbudget der Pflegekasse für weitere Unterstützungen
- Erstattung von Fahrtkosten zum Hörakustiker oder Arzt
- Beratung durch den Medizinischen Dienst (MD) bei Hilfsmitteln
- Unterstützung durch soziale Dienste und Selbsthilfegruppen
Die richtige Pflege und Handhabung von Hörgeräten
Damit das Hörgerät lange gut funktioniert, ist die richtige Pflege wichtig. Hörgeräte sind sensible technische Geräte, die regelmäßig gereinigt und gewartet werden sollten. Auch der Umgang mit Batterien und das Aufladen gehören dazu.
Eine gute Pflege verlängert nicht nur die Lebensdauer, sondern sorgt auch für besseren Klang und weniger Störungen. Angehörige können dabei unterstützen und Tipps vom Hörakustiker umsetzen.
- Tägliche Reinigung mit speziellen Tüchern oder Bürsten
- Schutz vor Feuchtigkeit und Schweiß, z. B. Trockenbox verwenden
- Batterien regelmäßig wechseln, auf richtige Polung achten
- Gerät vor Stürzen oder Druck schützen
- Regelmäßige Kontrolltermine beim Hörakustiker einhalten
Tipps zur Auswahl und Anpassung eines Hörgeräts
Die Wahl des passenden Hörgeräts ist entscheidend für den Erfolg der Hörhilfe. Hörakustiker bieten kostenlose Beratungen und individuelle Anpassungen an. Dabei wird das Hörvermögen ausführlich getestet und die Geräte auf die Bedürfnisse des Nutzers eingestellt.
Wichtig ist, verschiedene Modelle zu testen und auf Komfort sowie Klangqualität zu achten. Angehörige können helfen, den Alltag mit dem Hörgerät zu begleiten und bei Problemen frühzeitig Unterstützung zu suchen.
- Vereinbare eine Höranalyse beim Hörakustiker
- Teste verschiedene Modelle und Technikstufen
- Beziehe den Nutzer in die Entscheidung ein
- Plane eine Eingewöhnungszeit ein, Geduld ist wichtig
- Nutze die kostenlose Nachbetreuung und Einstellungen
Worauf Angehörige im Alltag mit Hörgerät achten sollten
Als pflegender Angehöriger kannst Du viel dazu beitragen, dass das Hörgerät optimal genutzt wird. Ermutige den Nutzer, das Gerät regelmäßig zu tragen und unterstütze bei der Bedienung. Achte auch auf mögliche Anzeichen, wenn das Hörgerät nicht richtig funktioniert oder der Hörverlust sich verändert.
Kommunikation ist der Schlüssel: Sprich offen über Schwierigkeiten und hole bei Bedarf fachliche Hilfe.
- Regelmäßig das Hörgerät kontrollieren und reinigen
- Auf Batteriestand und Funktion achten
- Geduldig sein, wenn das Hören anstrengend ist
- Gemeinsam Ruhephasen und Hörpausen einplanen
- Bei Problemen den Hörakustiker oder Arzt kontaktieren
Fragen & Antworten
- Frage: Wer bezahlt das Hörgerät, wenn der Nutzer einen Pflegegrad hat?
Antwort: Die Krankenkasse übernimmt das Hörgerät nach ärztlicher Verordnung. Der Pflegegrad selbst beeinflusst die Kostenübernahme für das Hörgerät nicht direkt, kann aber bei anderen Hilfsmitteln und Pflegeleistungen helfen.
- Frage: Wie oft sollte ein Hörgerät gewartet werden?
Antwort: Mindestens einmal jährlich sollte das Hörgerät vom Hörakustiker überprüft und gereinigt werden, um optimale Funktion zu gewährleisten.
- Frage: Gibt es Zuschüsse für Hörgeräte von der Pflegekasse?
Antwort: Die Pflegekasse zahlt keine direkten Zuschüsse für Hörgeräte, jedoch können Hilfsmittel zur Pflege übernommen werden, wenn ein Pflegegrad vorliegt.
- Frage: Was tun, wenn das Hörgerät nicht mehr richtig passt?
Antwort: Ein Termin beim Hörakustiker ist wichtig, um das Gerät neu anzupassen oder gegebenenfalls auszutauschen.
- Frage: Wie erkenne ich, ob das Hörgerät richtig eingestellt ist?
Antwort: Der Nutzer sollte sich beim Hören wohlfühlen, Sprache gut verstehen und keine störenden Geräusche wahrnehmen. Falls Probleme auftreten, ist eine Nachjustierung notwendig.
Hörgeräte können den Alltag erheblich erleichtern – mit der richtigen Unterstützung und Pflege gelingt der Umgang gut. Du als Angehörige*r spielst dabei eine wichtige Rolle und kannst viel Positives bewirken.
Bundesministerium für Gesundheit – Hörgeräte und Hilfsmittel, GKV-Spitzenverband – Hilfsmittel-Richtlinie, Medizinischer Dienst – Hilfsmittelversorgung, Sozialgesetzbuch XI – Pflegeversicherung, Verbraucherzentrale – Hörgeräte und Kosten, Deutsche Rentenversicherung – Pflege und Hilfsmittel

Mechthild Brunner, 68, examinierte Altenpflegerin i. R. – Jahrzehnte ambulant & stationär unterwegs, Demenz-WGs und Palliativbegleitung aus der Praxis. Hier teile ich alltagstaugliches Wissen für Pflege zu Hause: klar, menschlich, machbar.