Wunden zu versorgen ist eine Herausforderung, die viele Angehörige in der häuslichen Pflege meistern müssen. Mit dem richtigen Wundmanagement kannst du die Heilung aktiv unterstützen und Komplikationen vermeiden. Dieser Beitrag zeigt dir, wie du Wunden erkennst, sicher behandelst und den Alltag mit Pflegebedürftigen erleichterst – immer unter Berücksichtigung der deutschen Pflege- und Rechtslage (Stand: 2025).
Wunden erkennen: Arten und Zeichen verstehen
Wunden entstehen durch Verletzungen oder Erkrankungen und unterscheiden sich in ihrer Tiefe und Ursache. Die wichtigsten Typen sind akute Wunden (z. B. Schnitt- oder Schürfwunden) und chronische Wunden (z. B. Druckgeschwüre oder diabetische Fußulzera), die länger als acht Wochen bestehen.
Frühes Erkennen ist entscheidend, um eine Verschlechterung zu verhindern. Achte auf:
- Rötung, Schwellung und Schmerzen
- vermehrte Flüssigkeitsabsonderung oder übler Geruch
- Verfärbungen oder Gewebeveränderungen
- Fieber oder allgemeines Krankheitsgefühl
- Verzögerte Heilung oder erneutes Aufbrechen
Je nach Wundart und Zustand solltest du eine*n Arzt/Ärztin oder zertifizierte Wundtherapeut*in hinzuziehen.
Grundlagen der Wundversorgung zu Hause
Wundversorgung umfasst Reinigung, Schutz und Förderung der Heilung. Sauberkeit ist das A und O, um Infektionen zu vermeiden. Benutze sterile Materialien und wasche deine Hände gründlich.
Die Pflegekasse übernimmt nach dem SGB XI oft Kosten für Verbandmaterialien und Hilfsmittel bei medizinisch notwendigen Wunden. Eine ärztliche Verordnung ist meist Voraussetzung.
- Wunde mit sterilem Wasser oder Kochsalzlösung säubern
- Keinen Alkohol oder Jod ohne ärztlichen Rat verwenden
- Verband anlegen, der atmungsaktiv und nicht zu eng ist
- Wechselintervalle beachten, meist täglich oder nach Verschmutzung
- Regelmäßig auf Anzeichen von Infektionen prüfen
Kriterium | Akutwunden | Chronische Wunden |
---|---|---|
Heildauer | meist innerhalb von Wochen | über 8 Wochen oder länger |
Behandlung | Reinigung, Schutz, evtl. Arztbesuch | fachgerechtes Wundmanagement, evtl. Wundtherapie |
Material | sterile Tupfer, Pflaster | spezielles Verbandmaterial, z. B. hydroaktive Wundauflagen |
Richtige Behandlung: Was du beachten solltest
Die Behandlung richtet sich nach Wundtyp und -zustand. Bei chronischen Wunden ist oft eine professionelle Begleitung durch Wundmanager*innen wichtig. Diese Fachkräfte unterstützen auch bei der Beantragung von Pflegehilfsmitteln.
Für dich als Angehörige bedeutet das:
- Verbandwechsel sorgfältig und möglichst schmerzfrei durchführen
- Wundumgebung pflegen, Haut schützen und trocken halten
- Auf Hygiene achten, um Keimverschleppung zu vermeiden
- Veränderungen dokumentieren und bei Problemen den Arzt informieren
- Pflegehilfsmittel über die Pflegekasse beantragen (Pflegegrad vorausgesetzt)
Unterstützung durch Pflegekasse und Medizinischen Dienst
Die Pflegekasse unterstützt dich mit finanziellen Leistungen und Hilfsmitteln. Ab Pflegegrad 1 gibt es Anspruch auf Pflegehilfsmittel für die Wundversorgung bis zu 40 Euro monatlich. Bei höherem Pflegegrad können auch häusliche Pflegekräfte Kosten übernehmen.
Der Medizinische Dienst (MD) prüft die Pflegebedürftigkeit und berät im Rahmen der Versorgung. Er kann auch Empfehlungen für das Wundmanagement geben.
- Pflegegrad beantragen oder überprüfen lassen
- Hilfsmittel wie Wundauflagen, Handschuhe, Desinfektionsmittel über die Pflegekasse beziehen
- Pflegeberatung durch Angehörigenberatung oder Pflegestützpunkte nutzen
- Bei Unsicherheiten ärztliche Hilfe oder Wundtherapeuten einbeziehen
Alltagstipps für Angehörige bei der Wundversorgung
Wundversorgung erfordert Geduld und Sorgfalt. Plane die Pflegezeiten so, dass Ruhe und Hygiene gewährleistet sind. Ein fester Ablauf erleichtert allen Beteiligten den Umgang.
- Arbeitsplatz vorbereiten: saubere Fläche, alle Materialien griffbereit
- Hände waschen und Handschuhe tragen
- Wunddokumentation führen: Datum, Zustand, Maßnahmen
- Auf Ernährung achten: Vitaminreich und ausreichend trinken fördert Heilung
- Psychische Unterstützung: Gespräche und Ermutigung helfen
Vorbeugen und richtig reagieren bei Komplikationen
Vorbeugung ist besser als Nachsorge. Druckstellen vermeiden, Hautpflege ernst nehmen und Mobilität fördern. Bei Anzeichen wie starker Rötung, Fieber oder üblem Geruch sofort ärztliche Hilfe suchen.
So kannst du Komplikationen vorbeugen:
- Regelmäßige Lagerungswechsel bei bettlägerigen Personen
- Haut trocken und sauber halten
- Geeignete Kleidung und Schuhe verwenden
- Auf Warnzeichen achten und nicht zögern, Fachleute einzubeziehen
Anzeichen | Maßnahme |
---|---|
Rötung und Schwellung | Wunde kühlen, Arzt informieren |
Starker Schmerz | Schmerzmittel nach Rücksprache, Arztbesuch |
Fieber | Notfallkontakt oder Arzt aufsuchen |
Übler Geruch | Wundreinigung, professionelle Hilfe holen |
Fragen & Antworten
- Frage: Wie oft sollte ich den Verband wechseln?
Antwort: Das hängt von der Wunde ab, meist täglich oder wenn der Verband verschmutzt ist. Dein Arzt oder Wundtherapeut gibt dir genaue Anweisungen.
- Frage: Kann ich alle Wunden selbst versorgen?
Antwort: Kleinere akute Wunden kannst du oft selbst versorgen. Bei chronischen oder stark nässenden Wunden ist fachliche Unterstützung wichtig.
- Frage: Wer übernimmt die Kosten für Verbandmaterial?
Antwort: Die Pflegekasse zahlt Hilfsmittel bei Pflegegrad und ärztlicher Verordnung. Sprich deine Pflegefachkraft oder Krankenkasse an.
- Frage: Wie erkenne ich eine Infektion?
Antwort: Typische Zeichen sind Rötung, Schwellung, Schmerz, Wärme und übler Geruch. Auch Fieber kann ein Hinweis sein.
- Frage: Was mache ich bei Druckgeschwüren?
Antwort: Wichtig sind Druckentlastung, Hautpflege und professionelle Wundversorgung. Frühzeitige Beratung durch Pflegefachkräfte hilft.
Wundversorgung zu Hause ist eine Herausforderung, aber mit Wissen und Unterstützung gut machbar. Du leistest eine wertvolle Arbeit, die Heilung und Wohlbefinden fördert – bleib aufmerksam und nutze Hilfen, die dir zustehen.
Bundesministerium für Gesundheit – Pflege und Wundversorgung, GKV-Spitzenverband – Pflegehilfsmittel, Medizinischer Dienst – Pflegebegutachtung, Sozialgesetzbuch XI – Pflegeversicherung, Verbraucherzentrale – Pflege zu Hause, Pflege.Bayern – Angehörigenberatung

Mechthild Brunner, 68, examinierte Altenpflegerin i. R. – Jahrzehnte ambulant & stationär unterwegs, Demenz-WGs und Palliativbegleitung aus der Praxis. Hier teile ich alltagstaugliches Wissen für Pflege zu Hause: klar, menschlich, machbar.