Intensivpflege zu Hause stellt für viele Angehörige eine große Herausforderung dar. Sie ermöglicht es, schwer kranke oder pflegebedürftige Menschen in ihrer vertrauten Umgebung zu betreuen und gleichzeitig eine medizinisch anspruchsvolle Versorgung sicherzustellen. Dabei sind klare Aufgaben und Abläufe wichtig, um die Pflege sicher und gut organisiert zu gestalten.
Grundlagen der Intensivpflege zu Hause
Die Intensivpflege umfasst eine besonders umfassende und medizinisch-technische Versorgung von Menschen mit schweren Erkrankungen oder Behinderungen. Sie findet oft zu Hause statt, wenn ein Verbleib in einer Klinik oder einem Heim nicht gewünscht oder möglich ist.
Voraussetzung für die Intensivpflege zu Hause ist, dass die häusliche Umgebung und die Angehörigen die Pflege ermöglichen können. Dies bedeutet auch, dass Pflegekräfte oder andere Fachpersonen regelmäßig vor Ort sind und die notwendigen medizinischen Maßnahmen durchführen.
- Regelmäßige Überwachung der Vitalzeichen (Atmung, Herzfrequenz, Blutdruck)
- Bedienung und Überwachung von Beatmungsgeräten
- Medikamentengabe, z. B. Injektionen oder Infusionen
- Wechsel von Kathetern oder Trachealkanülen
- Wundversorgung und Hautpflege
- Dokumentation der Pflegeabläufe und Veränderungen
Medizinisch-technische Aufgaben in der Intensivpflege
In der Intensivpflege zu Hause sind viele medizinisch-technische Tätigkeiten notwendig, die über die normale Pflege hinausgehen. Pflegepersonen müssen dabei geschult sein, um Geräte sicher zu bedienen und Komplikationen frühzeitig zu erkennen.
Typische Aufgaben sind die Versorgung von Atemwegen, die Sicherstellung der Ernährung und die Schmerztherapie. Die Pflegekräfte sind oft auch für die Überwachung von Beatmungsgeräten verantwortlich.
- Bedienung und Kontrolle von Beatmungsgeräten
- Tracheostomaversorgung und -pflege
- Verabreichung von Medikamenten, z. B. per Injektion
- Überwachung von Infusionen und Ernährungssonden
- Dokumentation medizinischer Parameter und Beobachtungen
Aspekt | Kurzinfo |
---|---|
Beatmung | Kontinuierliche Überwachung und Anpassung der Geräte |
Medikamentengabe | Nach ärztlicher Anordnung, z. B. Schmerzmittel |
Katheterwechsel | Regelmäßiger Wechsel zur Vermeidung von Infektionen |
Dokumentation | Wichtig für Qualitätssicherung und Kommunikation |
Pflege und Betreuung im Alltag
Die Intensivpflege ist nicht nur medizinisch, sondern umfasst auch die ganzheitliche Betreuung des Pflegebedürftigen. Dazu gehört die Unterstützung bei der Körperpflege, Ernährung und Mobilität sowie die Förderung des Wohlbefindens.
Für Angehörige bedeutet das, neben der medizinischen Versorgung auch emotionale und psychosoziale Bedürfnisse im Blick zu behalten. Eine gute Tagesstruktur und regelmäßige Pausen helfen dabei, die Pflege langfristig zu gewährleisten.
- Hilfe bei der Körperpflege (Waschen, Ankleiden)
- Unterstützung bei der Ernährung, z. B. Sondenernährung
- Mobilisation und Lagerung zur Vermeidung von Dekubitus
- Emotionale Unterstützung und Gesprächsbereitschaft
- Organisation von Freizeit und Beschäftigung
Organisation und Zusammenarbeit mit Fachkräften
Intensivpflege zu Hause erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Angehörigen, ambulanten Pflegediensten, Ärzten und Therapeuten. Die Pflegekasse übernimmt dabei wichtige Leistungen, die beantragt und koordiniert werden müssen.
Der Medizinische Dienst (MD) prüft die Pflegebedürftigkeit und den Anspruch auf Leistungen nach dem SGB XI. Je nach Bundesland können bestimmte Abläufe variieren, daher ist es wichtig, sich vor Ort beraten zu lassen.
- Antragstellung bei der Pflegekasse für Intensivpflegeleistungen
- Regelmäßige Begutachtung durch den Medizinischen Dienst
- Abstimmung mit Ärzten und Therapeuten
- Einbindung von spezialisierten ambulanten Pflegediensten
- Koordination von Hilfsmitteln und Pflegehilfsmitteln
Rechte und Leistungen für Angehörige als Pflegepersonen
Auch Angehörige, die zu Hause intensiv pflegen, haben Anspruch auf Unterstützung und Entlastung. Das Sozialgesetzbuch XI regelt dabei Leistungen wie Pflegegeld, Verhinderungspflege und Pflegeunterstützungsgeld.
Pflegende Angehörige können zudem Pflegezeit oder Familienpflegezeit beantragen, um sich besser auf die Pflege einstellen zu können. Wichtig ist, dass alle Leistungen bei der Pflegekasse beantragt und regelmäßig überprüft werden.
- Pflegegeld für selbst organisierte Pflege
- Verhinderungspflege zur kurzfristigen Entlastung
- Pflegeunterstützungsgeld bei Berufstätigkeit
- Pflegezeit und Familienpflegezeit für Angehörige
- Beratung durch Pflegekassen und unabhängige Stellen
Leistung | Beschreibung |
---|---|
Pflegegeld | Monatliche Zahlung bei häuslicher Pflege |
Verhinderungspflege | Bis zu 42 Tage Ersatzpflege im Jahr |
Pflegeunterstützungsgeld | Freistellung von der Arbeit bis zu 10 Tage |
Pflegezeit | Bis zu 6 Monate Freistellung möglich |
Herausforderungen und Tipps für die Intensivpflege zu Hause
Die Intensivpflege zu Hause kann körperlich und emotional sehr belastend sein. Es ist wichtig, Grenzen zu erkennen und rechtzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen. Regelmäßige Schulungen und Austausch mit anderen pflegenden Angehörigen können dabei entlasten.
Auch kleine Rituale und Pausen helfen, den Alltag besser zu bewältigen. Die Pflegekassen bieten viele Beratungsangebote und Schulungen an, die du nutzen solltest, um gut informiert zu bleiben.
- Frühzeitige Planung und Organisation der Pflege
- Regelmäßige Weiterbildung zu Pflege- und Medizintechniken
- Nutze Entlastungsangebote und Pflegehilfsmittel
- Pflegeberatung und Austausch mit anderen Angehörigen suchen
- Selbstfürsorge nicht vergessen, um Burnout zu vermeiden
Fragen & Antworten
- Frage: Wer übernimmt die Kosten für die Intensivpflege zu Hause?
Antwort: Die Pflegekasse übernimmt je nach Pflegegrad einen Teil der Kosten, zusätzlich können Krankenkassen Leistungen für medizinische Behandlungspflege zahlen. Eine genaue Abstimmung ist wichtig.
- Frage: Welche Qualifikation brauchen Pflegepersonen für die Intensivpflege?
Antwort: Pflegekräfte sollten eine spezielle Ausbildung in Intensivpflege haben, Angehörige erhalten Schulungen und Anleitung durch Fachkräfte.
- Frage: Kann ich als Angehöriger Unterstützung durch einen ambulanten Dienst bekommen?
Antwort: Ja, ambulante Pflegedienste können viele Aufgaben übernehmen und entlasten dich im Alltag.
- Frage: Was passiert, wenn sich der Zustand des Patienten verschlechtert?
Antwort: Dann sollten Ärzte und Pflegefachkräfte schnell informiert werden, um die Versorgung anzupassen oder eine Klinikaufnahme zu prüfen.
- Frage: Wie oft prüft der Medizinische Dienst den Pflegebedarf?
Antwort: In der Regel mindestens einmal jährlich oder bei Veränderungen im Gesundheitszustand.
Intensivpflege zu Hause ist anspruchsvoll, aber mit guter Organisation, Unterstützung und regelmäßiger Beratung kannst du diese wichtige Aufgabe meistern. Du bist nicht allein – es gibt viele Hilfen und Fachleute an deiner Seite.
Bundesministerium für Gesundheit – Pflege
GKV-Spitzenverband – Pflegekassenleistungen
Medizinischer Dienst – Begutachtung Pflege
Gesetzesportal – Sozialgesetzbuch XI
Verbraucherzentrale – Pflegeberatung
Deutsche Rentenversicherung – Pflegezeiten
Bundesagentur für Arbeit – Pflegeunterstützungsgeld
Pflegeportal Bayern – Pflege zu Hause (kann je Bundesland variieren)

Mechthild Brunner, 68, examinierte Altenpflegerin i. R. – Jahrzehnte ambulant & stationär unterwegs, Demenz-WGs und Palliativbegleitung aus der Praxis. Hier teile ich alltagstaugliches Wissen für Pflege zu Hause: klar, menschlich, machbar.