Die Pflege eines Angehörigen zu Hause ist eine große Herausforderung, die mit vielen Fragen rund um Pflegeleistungen verbunden ist. Damit Du den Überblick behältst, erklären wir Dir hier, wie Du Anspruch auf Pflegeleistungen hast, wie der Antrag funktioniert und welche Höhe der Unterstützung Du erwarten kannst. Außerdem geben wir Dir wertvolle Tipps, damit Du die Pflege bestmöglich organisierst und entlastest.
Anspruch auf Pflegeleistungen: Wer hat Anspruch und welche Leistungen gibt es?
Der Anspruch auf Pflegeleistungen richtet sich nach dem Sozialgesetzbuch XI (SGB XI) und gilt für alle, die aufgrund von gesundheitlichen Einschränkungen dauerhaft Hilfe benötigen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Pflege zu Hause oder in einer Einrichtung erfolgt.
Zu den wichtigsten Leistungen gehören die Pflegegeldzahlung, Pflegesachleistungen und Kombileistungen. Diese unterstützen Dich als Angehörigen, die Pflege zu Hause zu organisieren und durchzuführen.
- Pflegegrad: Voraussetzung für Leistungen ist die Einstufung in einen Pflegegrad durch den Medizinischen Dienst (MD).
- Pflegegeld: Geldleistung für die private Pflege durch Angehörige oder andere Personen.
- Pflegesachleistungen: Leistungen für professionelle Pflegedienste, die zu Hause helfen.
- Kombinationsleistung: Mischung aus Pflegegeld und Pflegesachleistung, wenn beide genutzt werden.
- Zusatzleistungen: z. B. Verhinderungspflege, Tagespflege oder Kurzzeitpflege zur Entlastung.
Pflegegrad beantragen: So funktioniert der Antrag
Der erste Schritt ist die Beantragung des Pflegegrads bei der Pflegekasse, die bei Deiner Krankenkasse angesiedelt ist. Ohne Pflegegrad gibt es keine Pflegeleistungen.
Nach Antragstellung kommt der Medizinische Dienst (MD) zu Dir nach Hause, um den Hilfebedarf zu prüfen. Die Begutachtung bewertet körperliche, geistige und psychische Einschränkungen.
- Schicke den schriftlichen Antrag bei der Pflegekasse ein.
- Bereite Dich auf den Besuch des MD vor – z. B. mit Pflegetagebuch oder Liste der Einschränkungen.
- Der MD erstellt ein Gutachten und die Pflegekasse entscheidet über den Pflegegrad.
- Das Ergebnis bekommst Du schriftlich mit Begründung und Hinweisen zu den Leistungen.
- Bei Ablehnung oder Unzufriedenheit kannst Du Widerspruch einlegen.
Wie hoch sind die Pflegeleistungen? Überblick über Pflegegeld und Sachleistungen
Die Höhe der Pflegeleistungen hängt vom Pflegegrad ab. Je höher der Pflegegrad, desto mehr Unterstützung kannst Du erhalten. Die Leistungen sind in Euro pro Monat geregelt und werden regelmäßig angepasst.
Pflegegeld erhältst Du, wenn Du die Pflege selbst organisierst oder Angehörige pflegen. Pflegesachleistungen sind für professionelle Dienste gedacht, die zu Hause helfen.
Pflegegrad | Pflegegeld (monatlich) | Pflegesachleistung (monatlich) |
---|---|---|
1 | kein Pflegegeld | keine Sachleistung |
2 | 316 € | 724 € |
3 | 545 € | 1363 € |
4 | 728 € | 1695 € |
5 | 901 € | 2000 € |
Stand: 2025. Diese Beträge können sich leicht ändern und regional variieren.
Wichtige Tipps für die Antragstellung und Pflegeorganisation
Damit der Antrag auf Pflegeleistungen reibungslos läuft, solltest Du gut vorbereitet sein. Ein Pflegetagebuch hilft, den Alltag und den Unterstützungsbedarf zu dokumentieren.
Organisiere rechtzeitig Entlastungsangebote und nutze Schulungen für pflegende Angehörige, die oft von den Pflegekassen angeboten werden.
- Führe ein Pflegetagebuch mit genauen Zeiten und Tätigkeiten.
- Informiere Dich frühzeitig über Entlastungsleistungen wie Verhinderungspflege.
- Nutze Beratungsangebote der Pflegekasse und unabhängige Pflegeberatung.
- Erstelle einen Notfallplan für plötzliche Ausfälle oder Krisen.
- Verhandle mit Pflegediensten über flexible Einsätze, wenn möglich.
Verhinderungspflege und Entlastungsleistungen: So kannst Du Pausen einlegen
Pflegen ist anstrengend – Pausen sind wichtig, um langfristig gut für Deinen Angehörigen da zu sein. Die Pflegeversicherung unterstützt Dich mit Verhinderungspflege, wenn Du einmal verhindert bist.
Entlastungsleistungen können für Alltagshelfer oder Tagespflege genutzt werden, um Dir Freiräume zu schaffen.
- Verhinderungspflege: Bis zu 1612 Euro pro Jahr für Ersatzpflege bei Abwesenheit.
- Entlastungsbetrag: 125 Euro monatlich für Angebote zur Alltagsgestaltung.
- Pflegekasse übernimmt Kosten für Kurzzeitpflege bis zu 1612 Euro jährlich.
- Regionale Angebote können variieren – erkundige Dich bei Deiner Pflegekasse.
Pflegezeit und finanzielle Absicherung für pflegende Angehörige
Wenn Du einen Angehörigen pflegst, hast Du Anspruch auf Pflegezeit und finanzielle Unterstützung, um Beruf und Pflege zu vereinbaren.
Das Pflegeunterstützungsgeld und die Pflegezeitregelungen helfen, ohne finanzielle Einbußen eine Auszeit zu nehmen oder reduziert zu arbeiten.
- Pflegezeit: Bis zu 6 Monate unbezahlte Freistellung für Pflege in häuslicher Umgebung.
- Familienpflegezeit: Bis zu 24 Monate mit reduzierter Arbeitszeit, teilweise bezahlt.
- Pflegeunterstützungsgeld: Für kurzfristige Pflegefälle (bis zu 10 Arbeitstage).
- Informiere Deinen Arbeitgeber frühzeitig und nutze Beratungsangebote.
Fragen & Antworten
- Frage: Wie lange dauert die Begutachtung durch den MD?
Antwort: In der Regel erfolgt der Besuch innerhalb von wenigen Wochen nach Antragstellung. Der MD nimmt sich meist eine bis zwei Stunden Zeit, um die Situation zu erfassen.
- Frage: Kann ich Pflegegeld und Pflegesachleistung gleichzeitig nutzen?
Antwort: Ja, das nennt sich Kombinationsleistung. Du kannst einen Teil der Pflegesachleistung in Anspruch nehmen und den Rest als Pflegegeld bekommen.
- Frage: Was passiert, wenn ich mit dem Pflegegrad nicht einverstanden bin?
Antwort: Du kannst innerhalb eines Monats Widerspruch bei der Pflegekasse einlegen und eine erneute Begutachtung beantragen.
- Frage: Wer hilft bei der Antragstellung, wenn ich unsicher bin?
Antwort: Pflegeberatungsstellen der Pflegekassen oder unabhängige Pflegeberatungen unterstützen Dich kostenlos und kompetent.
- Frage: Kann ich die Leistungen auch für eine 24-Stunden-Pflegekraft nutzen?
Antwort: Pflegeleistungen können grundsätzlich auch für 24-Stunden-Pflege genutzt werden, aber hier gibt es Besonderheiten und regionale Unterschiede, die Du mit der Pflegekasse klären solltest.
Pflege zu Hause ist herausfordernd, aber mit den richtigen Informationen und Unterstützung kannst Du diese Aufgabe gut meistern. Nutze die Pflegeleistungen und Angebote, um Dich zu entlasten und Deinem Angehörigen bestmöglich zu helfen.
Bundesministerium für Gesundheit – Pflegeversicherung
GKV-Spitzenverband – Pflegekassen und Leistungen
Medizinischer Dienst – Begutachtung Pflegegrad
Gesetze im Internet – Sozialgesetzbuch XI
Verbraucherzentrale – Pflegeleistungen
Deutsche Rentenversicherung – Pflegezeiten
Bundesagentur für Arbeit – Pflegeunterstützungsgeld
Pflege.Bayern – Landesinformationen (kann je Bundesland variieren)

Mechthild Brunner, 68, examinierte Altenpflegerin i. R. – Jahrzehnte ambulant & stationär unterwegs, Demenz-WGs und Palliativbegleitung aus der Praxis. Hier teile ich alltagstaugliches Wissen für Pflege zu Hause: klar, menschlich, machbar.