Ein Dekubitus – auch Druckgeschwür genannt – entsteht durch anhaltenden Druck auf die Haut und das darunterliegende Gewebe. Gerade bei Menschen, die viel liegen oder sitzen, ist das Risiko erhöht. Als pflegender Angehöriger kannst du durch frühzeitiges Erkennen und gezielte Maßnahmen viel dazu beitragen, die Entstehung zu vermeiden oder die Heilung zu fördern.
Dekubitus verstehen: Was passiert im Körper?
Ein Dekubitus entsteht, wenn die Blutversorgung der Haut und des Gewebes durch dauerhaften Druck eingeschränkt wird. Ohne ausreichende Durchblutung sterben Zellen ab, was zu offenen Wunden führt. Besonders gefährdet sind Knochenvorsprünge wie das Steißbein, die Fersen oder die Hüften.
Der Prozess verläuft in mehreren Stadien, von leichten Rötungen bis hin zu tiefen Wunden, die Muskeln und Knochen betreffen können. Deshalb ist das frühzeitige Erkennen entscheidend.
- Druck auf Haut und Gewebe
- Eingeschränkte Blutversorgung
- Zellschädigung und Gewebeabbau
- Entstehung von Wunden
- Besonders an gefährdeten Stellen
Früherkennung: Wie du Dekubitus erkennst
Die ersten Anzeichen sind oft unscheinbar: Rötungen, die nicht wegdrückbar sind, oder Hautstellen, die wärmer oder kälter als die Umgebung wirken. Wichtig ist, regelmäßig die Haut zu kontrollieren, besonders bei bettlägerigen oder bewegungseingeschränkten Personen.
Achte auch auf Schmerzen, Schwellungen oder Verhärtungen an gefährdeten Stellen. Je früher du diese Symptome bemerkst, desto besser kannst du reagieren.
- Regelmäßige Hautkontrolle (mindestens täglich)
- Beobachtung empfindlicher Stellen (z. B. Steißbein, Fersen)
- Auf Rötungen achten, die nicht verblassen
- Schmerzen oder ungewöhnliche Hauttemperatur wahrnehmen
- Veränderungen dokumentieren und ggf. Fachpersonal informieren
Behandlungsmöglichkeiten bei Dekubitus
Die Behandlung richtet sich nach dem Stadium des Dekubitus. Ziel ist es, den Druck zu entlasten, die Wunde zu versorgen und Infektionen zu vermeiden. In Deutschland übernimmt die Pflegekasse nach SGB XI die Kosten für notwendige Hilfsmittel und ambulante Pflegeleistungen.
Je nach Schweregrad kommen verschiedene Verbände, Wundauflagen und gegebenenfalls ärztliche Behandlungen zum Einsatz. Der Medizinische Dienst (MD) berät Pflegebedürftige und Angehörige bei der Beantragung von Leistungen.
- Druckentlastung durch Lagerung und Hilfsmittel
- Wundversorgung mit speziellen Verbänden
- Regelmäßige Reinigung der Wunde
- Medizinische Begleitung bei Infektionen
- Unterstützung durch ambulante Pflege oder Fachpersonal
Stadium | Merkmale | Behandlung |
---|---|---|
1 | Rötung, Haut intakt | Druckentlastung, Hautpflege |
2 | Blasen oder oberflächliche Wunden | Wundauflagen, Druckentlastung |
3 | Tiefe Wunden bis Unterhaut | Fachärztliche Behandlung, Verbände |
4 | Tiefe Wunden bis Muskel/Bone | Intensive medizinische Versorgung |
Vorbeugung im Alltag: So kannst du helfen
Die beste Maßnahme gegen Dekubitus ist die Vorbeugung. Durch regelmäßiges Umlagern, Hautpflege und passende Hilfsmittel kannst du das Risiko deutlich senken. Die Pflegekasse unterstützt dich dabei finanziell und beratend.
Auch eine ausgewogene Ernährung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr stärken die Haut und fördern die Heilung.
- Alle 2 Stunden Umlagern bei Bettlägerigkeit
- Verwendung von druckentlastenden Matratzen und Kissen
- Sanfte Hautpflege ohne aggressive Seifen
- Beobachtung der Haut auf Rötungen
- Ausgewogene Ernährung und viel trinken
- Bewegung fördern, wenn möglich
Leistungen der Pflegekasse und Unterstützung
Pflegebedürftige mit Dekubitus haben Anspruch auf verschiedene Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch XI. Dazu gehören Pflegehilfsmittel, Pflegegeld oder Sachleistungen für ambulante Pflege. Auch Beratungsgespräche und Schulungen für Angehörige sind wichtige Angebote.
Der Medizinische Dienst prüft die Pflegebedürftigkeit und gibt Empfehlungen für die geeigneten Hilfen. Regionale Unterschiede bei der Umsetzung können auftreten, da Bundesländer einzelne Regelungen haben.
- Pflegehilfsmittel (z. B. spezielle Matratzen)
- Pflegegeld oder Pflegesachleistungen
- Beratung und Schulungen für Angehörige
- Unterstützung bei Anträgen und Organisation
- Verhinderungspflege bei Ausfall der Pflegeperson
Leistung | Beschreibung |
---|---|
Pflegehilfsmittel | Hilfsmittel zur Dekubitusprophylaxe und -behandlung |
Pflegegeld | Monatliche Geldleistung für die Pflege zu Hause |
Pflegesachleistung | Professionelle Pflegeleistungen durch ambulante Dienste |
Beratung | Schulungen und Pflegeberatung durch Pflegekasse |
Praktische Alltagstipps für pflegende Angehörige
Die Pflege zu Hause ist herausfordernd, besonders wenn Dekubitus droht. Kleine Routinen und Hilfsmittel können den Alltag erleichtern und die Pflege sicherer machen. Wichtig ist, dass du auch auf dich achtest und dir Unterstützung holst.
Kommunikation mit Ärzten, Pflegekasse und anderen Helfern ist dabei entscheidend. Scheue dich nicht, Fragen zu stellen und Hilfe anzunehmen.
- Führe ein Pflegetagebuch mit Beobachtungen
- Nutze Checklisten für Hautkontrolle und Lagerung
- Setze auf druckentlastende Hilfsmittel
- Verabrede regelmäßige Pausen für dich selbst
- Informiere dich über Schulungen und Beratungen
- Bleibe im Austausch mit Ärzten und Pflegefachkräften
Fragen & Antworten
- Frage: Wie oft sollte ich die liegende Person umlagern?
Antwort: Mindestens alle zwei Stunden solltest du die Position wechseln, um Druckstellen zu vermeiden. Das ist eine wichtige Maßnahme zur Dekubitus-Prophylaxe.
- Frage: Welche Hilfsmittel bezahlt die Pflegekasse?
Antwort: Die Pflegekasse übernimmt Kosten für druckentlastende Matratzen, Kissen und andere Pflegehilfsmittel, die zur Dekubitusvermeidung dienen.
- Frage: Wann sollte ich einen Arzt einschalten?
Antwort: Wenn du Rötungen nicht wegdrücken kannst oder offene Wunden siehst, ist eine ärztliche Abklärung wichtig, um eine fachgerechte Behandlung zu starten.
- Frage: Kann ich als Angehöriger eine Schulung zur Dekubituspflege bekommen?
Antwort: Ja, Pflegekassen bieten kostenfreie Schulungen für Angehörige an, um den Umgang mit Dekubitus zu erlernen.
- Frage: Wie kann ich selbst meine Hautpflege verbessern?
Antwort: Verwende milde, pH-neutrale Pflegeprodukte und achte darauf, die Haut stets trocken und sauber zu halten, um Schäden zu vermeiden.
Die Pflege bei Dekubitus erfordert Aufmerksamkeit und Geduld, doch mit den richtigen Maßnahmen kannst du viel bewirken. Bleib zuversichtlich und nutze die verfügbaren Unterstützungsangebote.
Bundesministerium für Gesundheit – Pflege und Versorgung, GKV-Spitzenverband – Pflegeleistungen, Medizinischer Dienst – Pflegeberatung, Gesetzliche Grundlagen SGB XI, Verbraucherzentrale – Pflege zu Hause, Pflege Bayern – Dekubitusprophylaxe

Mechthild Brunner, 68, examinierte Altenpflegerin i. R. – Jahrzehnte ambulant & stationär unterwegs, Demenz-WGs und Palliativbegleitung aus der Praxis. Hier teile ich alltagstaugliches Wissen für Pflege zu Hause: klar, menschlich, machbar.