Ein Mehrgenerationenhaus bietet eine besondere Wohnform, bei der Menschen unterschiedlichen Alters unter einem Dach leben und sich gegenseitig unterstützen. Gerade für Angehörige, die zu Hause pflegen, kann dieses Modell eine wertvolle Entlastung und Bereicherung sein. Hier erfährst du, welche Möglichkeiten es gibt, wie sich ein Mehrgenerationenhaus organisieren lässt und welche Alltagstipps dir helfen, die Pflege im gemeinsamen Zuhause zu meistern.
Was ist ein Mehrgenerationenhaus?
Ein Mehrgenerationenhaus ist ein Wohnkonzept, bei dem mehrere Generationen gemeinsam leben und sich gegenseitig unterstützen. Es fördert den Austausch zwischen Jung und Alt und schafft einen sozialen Raum, der über die reine Wohnung hinausgeht. Dabei steht das Miteinander im Vordergrund, nicht nur das nebeneinander Wohnen.
Typischerweise leben in einem Mehrgenerationenhaus Familien, Alleinstehende, Senioren und manchmal auch Menschen mit Pflegebedarf zusammen. Die Gemeinschaft hilft, Pflege und Alltag besser zu organisieren und Isolation zu vermeiden.
- Generationenübergreifendes Zusammenleben
- Gemeinsame Nutzung von Räumen und Ressourcen
- Freiwilliges Engagement und gegenseitige Unterstützung
- Förderung sozialer Kontakte und Teilhabe
Möglichkeiten der Nutzung für pflegende Angehörige
Für dich als pflegenden Angehörigen kann ein Mehrgenerationenhaus viele Vorteile bieten. Neben der emotionalen Unterstützung durch andere Hausbewohner gibt es praktische Hilfe im Alltag und bei der Betreuung.
Es gibt verschiedene Wohn- und Organisationsformen, die sich an deine Bedürfnisse anpassen lassen. Manche Häuser bieten sogar spezielle Pflege-WGs oder betreute Wohnbereiche an, die die Pflege erleichtern.
- Gemeinsame Betreuung und Aufteilung der Pflegeaufgaben
- Unterstützung durch Nachbarn und jüngere Generationen
- Gemeinsame Mahlzeiten und Freizeitangebote zur Entlastung
- Flexible Wohnformen, z. B. eigene Wohnung mit gemeinschaftlichen Bereichen
Aspekt | Mehrgenerationenhaus | Pflege-WG |
---|---|---|
Bewohnerschaft | Verschiedene Altersgruppen | Menschen mit Pflegebedarf |
Pflegeorganisation | Informell, gemeinschaftlich | Professionell organisiert |
Selbstbestimmung | Hoch, flexibel | Abhängig von Pflegevertrag |
Organisation und Struktur im Mehrgenerationenhaus
Damit das Zusammenleben im Mehrgenerationenhaus gut funktioniert, braucht es eine klare Organisation. Das betrifft sowohl die Wohnstruktur als auch die Aufgabenverteilung im Alltag und bei der Pflege.
Viele Häuser arbeiten mit einem Hausbeirat oder einer Koordinationsstelle, die Aktivitäten plant und Konflikte moderiert. Für dich als Pflegende kann es hilfreich sein, feste Absprachen zu treffen, damit Pflegezeiten und Ruhephasen eingehalten werden.
- Klare Regelungen zu Gemeinschaftsflächen und privatem Bereich
- Verteilung von Pflege- und Alltagsaufgaben
- Regelmäßige Treffen zur Absprachen und Feedback
- Einbindung externer Dienstleister und Pflegekräfte
Leistungen der Pflegekasse und Unterstützungsmöglichkeiten
Auch im Mehrgenerationenhaus hast du Anspruch auf Leistungen der Pflegekasse nach dem Sozialgesetzbuch XI (SGB XI). Dazu gehören Pflegegeld, Pflegesachleistungen und Entlastungsangebote, die du individuell nutzen kannst.
Der Medizinische Dienst (MD) prüft den Pflegegrad, der Voraussetzung für finanzielle Unterstützung ist. Bei gemeinsamer Versorgung in einem Mehrgenerationenhaus kann die Pflegekasse auch Hilfsmittel oder Tagespflege fördern.
- Pflegegeld für selbst organisierte Pflege
- Pflegesachleistungen für professionelle Unterstützung
- Entlastungsbetrag (125 Euro/Monat) für hauswirtschaftliche Hilfe
- Tages- und Kurzzeitpflege als Ergänzung
Alltagstipps für das Leben und Pflegen im Mehrgenerationenhaus
Der Alltag in einem Mehrgenerationenhaus bringt viele Chancen, aber auch Herausforderungen mit sich. Eine gute Kommunikation und klare Absprachen sind das A und O.
Plane regelmäßige Auszeiten für dich selbst ein und nutze die Gemeinschaft, um Entlastung zu finden. Gemeinsame Aktivitäten fördern den Zusammenhalt und bringen Freude in den Alltag.
- Gemeinsame Mahlzeiten und Freizeit gestalten
- Feste Pflegezeiten mit anderen abstimmen
- Offene Kommunikation bei Problemen
- Selbstfürsorge nicht vergessen
Tipps zur Konfliktvermeidung und guter Nachbarschaft
In einem Mehrgenerationenhaus treffen unterschiedliche Lebensweisen aufeinander. Konflikte lassen sich durch Respekt und Kompromissbereitschaft oft vermeiden.
Nutze Moderationsangebote oder Hausversammlungen, um Probleme früh anzusprechen. Ein freundliches Miteinander erleichtert die Pflege und das Zusammenleben für alle Beteiligten.
- Regelmäßige Treffen zur Klärung offener Fragen
- Respektiere Ruhezeiten und Privatsphäre
- Vermeide Überforderung durch klare Absprachen
- Nutze externe Beratung bei Bedarf
Fragen & Antworten
- Frage: Was unterscheidet ein Mehrgenerationenhaus von einer Pflege-WG?
Antwort: Ein Mehrgenerationenhaus ist generationsübergreifend und bietet soziale Gemeinschaft, während eine Pflege-WG speziell für Menschen mit Pflegebedarf eingerichtet ist und oft professionell betreut wird.
- Frage: Kann ich Pflegeleistungen der Kasse im Mehrgenerationenhaus nutzen?
Antwort: Ja, Pflegeleistungen wie Pflegegeld, Pflegesachleistungen und Entlastungsangebote stehen dir auch im Mehrgenerationenhaus zu, sofern ein Pflegegrad besteht.
- Frage: Wie organisiere ich Pflegeaufgaben mit anderen Bewohnern?
Antwort: Am besten durch regelmäßige Absprachen und klare Aufgabenteilung, idealerweise mit Unterstützung eines Hausbeirats oder Koordinators.
- Frage: Gibt es finanzielle Förderungen für den Umbau zum barrierefreien Wohnen?
Antwort: Ja, Pflegekasse und andere Stellen fördern barrierefreie Anpassungen, die das Wohnen und Pflegen erleichtern. Die Höhe und Bedingungen können je nach Bundesland variieren.
- Frage: Wie kann ich meine eigene Gesundheit in der Pflege im Mehrgenerationenhaus schützen?
Antwort: Nutze Entlastungsangebote, nimm dir Auszeiten und tausche dich mit anderen aus, um Stress abzubauen und Unterstützung zu erhalten.
Ein Mehrgenerationenhaus kann dir als pflegendem Angehörigen viel Unterstützung und Lebensqualität bieten. Mit guter Organisation und offenem Miteinander gelingt die Pflege oft leichter und erfüllender.
Bundesministerium für Gesundheit – Pflege,
GKV-Spitzenverband – Pflegeleistungen,
Medizinischer Dienst – Pflegegradprüfung,
Gesetzesportal – Sozialgesetzbuch XI,
Verbraucherzentrale – Pflegeberatung,
Pflege Bayern – Wohnformen im Alter

Mechthild Brunner, 68, examinierte Altenpflegerin i. R. – Jahrzehnte ambulant & stationär unterwegs, Demenz-WGs und Palliativbegleitung aus der Praxis. Hier teile ich alltagstaugliches Wissen für Pflege zu Hause: klar, menschlich, machbar.