Die Küche ist das Herzstück vieler Wohnungen – gerade, wenn Du zu Hause pflegst. Doch Barrieren können den Alltag erschweren und die Sicherheit gefährden. In diesem Artikel zeigen wir Dir, wie Du Barrieren in der Küche erkennst, praktische Lösungen findest und welche Fördermöglichkeiten es in Deutschland gibt, damit die Küche für alle sicher und nutzbar wird.
Barrieren in der Küche erkennen
Barrieren sind Hindernisse, die die Nutzung der Küche erschweren oder unmöglich machen können. Besonders bei Pflegebedürftigen mit eingeschränkter Mobilität oder Sinneswahrnehmung fallen sie schnell ins Gewicht. Typische Barrieren sind z. B. schwer erreichbare Schränke, zu hohe Arbeitsflächen oder fehlende Bewegungsfreiheit für Rollstuhlnutzer.
Wichtig ist, die Küche genau zu prüfen und sich in die Perspektive der Pflegebedürftigen hineinzuversetzen. So kannst Du gezielt Probleme erkennen und priorisieren.
- Zu enge Durchgänge und fehlende Bewegungsflächen
- Schränke und Geräte außerhalb der Reichweite
- Bedienelemente, die schwer zu greifen oder zu sehen sind
- Rutschige oder unebene Böden
- Fehlende Sitzmöglichkeiten zum Ausruhen
- Zu hohe oder zu niedrige Arbeitsflächen
Praktische Lösungen für eine barrierearme Küche
Barrieren lassen sich oft mit einfachen Mitteln verringern oder beseitigen. Dabei geht es um Sicherheit, Komfort und Selbstständigkeit. Viele Lösungen kannst Du selbst umsetzen oder mit Unterstützung von Handwerkern realisieren.
Wichtig ist, auf die individuellen Bedürfnisse der Pflegebedürftigen einzugehen und möglichst flexibel zu bleiben.
- Arbeitsflächen in unterschiedlichen Höhen, z. B. höhenverstellbar
- Ausziehbare Schubladen und leicht zugängliche Schränke
- Rutschfeste Bodenbeläge und gute Beleuchtung
- Hebebühnen oder unterfahrbare Spülen für Rollstuhlnutzer
- Bedienelemente mit großen, gut lesbaren Symbolen
- Sitzgelegenheiten wie ein stabiler Hocker oder ein Klappstuhl
| Kriterium | Option A | Option B |
|---|---|---|
| Arbeitsflächenhöhe | Standard 90 cm | Verstellbar 70-110 cm |
| Bewegungsfläche | Mindestens 120 x 120 cm | Breiter für Rollstuhlnutzer |
| Bedienelemente | Standardknöpfe | Große, taktile Schalter |
Fördermöglichkeiten durch die Pflegekasse
Wenn ein anerkannter Pflegegrad vorliegt, kannst Du bei der Pflegekasse finanzielle Unterstützung für die Umgestaltung der Küche beantragen. Das nennt sich wohnumfeldverbessernde Maßnahmen. Ziel ist, die Pflege zu erleichtern und die Selbstständigkeit zu fördern.
Die Pflegekasse übernimmt Zuschüsse von bis zu 4.180 Euro für Umbauten wie den Einbau von unterfahrbaren Arbeitsflächen oder barrierefreien Schränken. Voraussetzung ist meist ein ärztliches Attest und ein Kostenvoranschlag eines Handwerksbetriebs.
- Pflegegrad mindestens 1 (meist ab 2 empfohlen)
- Kostenvoranschlag und ärztliches Attest einreichen
- Maßnahmen müssen pflegeerleichternd sein
- Zuschuss ist nicht rückzahlbar
- Regionale Unterschiede bei der Bearbeitung möglich
Weitere staatliche Förderungen und Zuschüsse
Neben der Pflegekasse gibt es weitere Fördermöglichkeiten, etwa vom Bund oder den Bundesländern. Dazu zählen Investitionszuschüsse für barrierefreie Umbauten, die auch Küchen betreffen können. Diese Zuschüsse unterstützen größere Umbaumaßnahmen, wie den Einbau von Treppenliften oder umfassende Küchenrenovierungen.
Informiere Dich bei der örtlichen Wohnungsbauförderung oder den Landesministerien, da die Förderbedingungen und Höhe variieren können.
- Investitionszuschuss für Barrierefreiheit vom Bund
- Förderprogramme der Bundesländer (kann je nach Bundesland variieren)
- KfW-Förderung für altersgerechtes Umbauen
- Beratung durch Verbraucherzentralen oder Pflegestützpunkte
Wie Du den Umbau praktisch planst und umsetzt
Ein erfolgreicher Umbau beginnt mit einer guten Planung. Gemeinsam mit der pflegebedürftigen Person solltest Du Wünsche und Bedürfnisse klären. Danach folgt die Beratung durch Experten, z. B. Ergotherapeuten oder spezialisierte Handwerksbetriebe.
Wichtig ist, die Fördermittel frühzeitig zu beantragen, da die Genehmigung vor Baubeginn vorliegen sollte.
- Bedarf ermitteln: Welche Barrieren stören am meisten?
- Beratung durch Fachleute (Ergotherapie, Handwerk)
- Kostenvoranschläge einholen und Förderanträge stellen
- Umbau mit erfahrenen Handwerkern durchführen
- Nach dem Umbau: Funktionalität prüfen und ggf. nachbessern
Tipps für den Alltag in der barrierefreien Küche
Auch nach dem Umbau gibt es viele kleine Tricks, die den Küchenalltag erleichtern. Achte darauf, dass die Küche übersichtlich bleibt und die wichtigsten Utensilien griffbereit sind. Routinen können helfen, den Tag stressfreier zu gestalten.
Außerdem ist es hilfreich, die Küche regelmäßig auf neue Bedürfnisse anzupassen, da sich die Pflegebedürftigkeit verändern kann.
- Wichtige Utensilien in Griffnähe aufbewahren
- Arbeitsbereiche klar strukturieren
- Hilfsmittel wie Greifzangen oder rutschfeste Matten nutzen
- Regelmäßig überprüfen, ob alles noch gut erreichbar ist
- Gemeinsames Kochen als Tageshighlight einplanen
Fragen & Antworten
- Frage: Wer kann einen Zuschuss für die barrierefreie Küche beantragen?
Antwort: Voraussetzung ist ein anerkannter Pflegegrad und dass der Umbau die Pflege erleichtert. Die Antragstellung erfolgt bei der zuständigen Pflegekasse.
- Frage: Welche Maßnahmen werden typischerweise gefördert?
Antwort: Gefördert werden z. B. unterfahrbare Arbeitsflächen, höhenverstellbare Schränke, rutschfeste Böden oder veränderte Anordnung der Küche für mehr Bewegungsfreiheit.
- Frage: Muss ich vor dem Umbau die Förderung beantragen?
Antwort: Ja, die Pflegekasse verlangt in der Regel, dass der Antrag vor Baubeginn gestellt und genehmigt wird, um den Zuschuss zu erhalten.
- Frage: Gibt es Unterschiede bei den Förderungen in den Bundesländern?
Antwort: Ja, neben der Pflegekasse gibt es regionale Förderprogramme, deren Bedingungen und Höhe je nach Bundesland variieren können.
- Frage: An wen kann ich mich bei Fragen wenden?
Antwort: Pflegestützpunkte, Verbraucherzentralen und die Pflegekasse bieten Beratung zu Fördermöglichkeiten und Umbaumaßnahmen an.
Eine barrierefreie Küche macht den Alltag sicherer und selbstständiger – für Dich und die Menschen, die Du pflegst. Mit den richtigen Schritten und Förderungen wird der Umbau machbar und bringt mehr Lebensqualität in Euer Zuhause.
BMG – Informationen zur Pflegeversicherung, GKV-Spitzenverband – Leistungen der Pflegekassen, Sozialgesetzbuch XI – Pflegeversicherung, Medizinischer Dienst – Begutachtung, Verbraucherzentrale Bundesverband – Barrierefreies Wohnen, Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen – Förderprogramme, Landesministerien für Soziales (kann je Bundesland variieren), Korian Pflegeratgeber – Wohnumfeldverbessernde Maßnahmen
Mechthild Brunner, 68, examinierte Altenpflegerin i. R. – Jahrzehnte ambulant & stationär unterwegs, Demenz-WGs und Palliativbegleitung aus der Praxis. Hier teile ich alltagstaugliches Wissen für Pflege zu Hause: klar, menschlich, machbar.

