Eine vergrößerte Prostata ist ein häufiges Thema bei älteren Männern, das auch Angehörige vor Herausforderungen stellt. Wenn Du jemanden zu Hause pflegst, ist es hilfreich zu wissen, wie Du Symptome erkennst, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und wie Du den Alltag erleichtern kannst. Dieser Beitrag gibt Dir praktische Tipps und erklärt die wichtigsten Schritte in der Pflege und Unterstützung – verständlich und auf die deutsche Rechtslage abgestimmt (Stand: 2025).
Was ist eine vergrößerte Prostata und wie erkennst Du sie?
Die Prostata ist eine Drüse, die bei Männern unterhalb der Blase liegt und die Samenflüssigkeit produziert. Mit zunehmendem Alter kann sie wachsen – das nennt man benigne Prostatahyperplasie (BPH). Das ist keine Krebserkrankung, kann aber den Harnfluss beeinträchtigen.
Typische Symptome sind:
- häufiger Harndrang, besonders nachts
- schwacher Harnstrahl oder verzögertes Wasserlassen
- Gefühl, die Blase nicht vollständig entleeren zu können
- plötzlicher Harndrang oder Schwierigkeiten, den Urin zu halten
Als Angehörige*r solltest Du aufmerksam sein, wenn solche Veränderungen auftreten, und zum Arztbesuch ermutigen.
Medizinische Behandlungsmöglichkeiten in Deutschland (Stand: 2025)
Die Behandlung einer vergrößerten Prostata richtet sich nach den Beschwerden und dem Gesundheitszustand. In Deutschland übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) die Kosten für empfohlene Therapien.
Die wichtigsten Optionen sind:
- Medikamentöse Therapie: Medikamente können das Wachstum verlangsamen oder die Muskulatur der Prostata entspannen.
- Minimalinvasive Verfahren: Zum Beispiel Lasertherapie, um die Prostata zu verkleinern.
- Operationen: Bei schweren Beschwerden kann eine operative Entfernung von Gewebe nötig sein.
Kriterium | Medikamente | Operation |
---|---|---|
Invasivität | niedrig | hoch |
Erholungszeit | kurz | mehrere Wochen |
Kostenträger | GKV | GKV |
Sprich bei Fragen zur Behandlung den behandelnden Arzt an. Die Pflegekasse und der Medizinische Dienst (MD) beraten ebenfalls zu Unterstützungsleistungen.
Pflege und Unterstützung im Alltag
Als pflegende Angehörige*r kannst Du viel tun, um den Alltag mit einer vergrößerten Prostata zu erleichtern. Wichtig ist, die Symptome ernst zu nehmen und auf die Bedürfnisse der betroffenen Person einzugehen.
- Hilf bei der Organisation von Arztterminen und Medikamenteneinnahme.
- Ermutige zu regelmäßigen Toilettengängen, um Blasenprobleme zu vermeiden.
- Schaffe eine ruhige Atmosphäre, besonders nachts.
- Beobachte Veränderungen im Verhalten oder Beschwerden und informiere den Arzt.
- Unterstütze bei der Umsetzung von empfohlenen Lebensstiländerungen, z. B. weniger Koffein und Alkohol.
Die Beratung durch Pflegefachkräfte und die Pflegekasse kann hier wertvolle Hilfen bieten.
Rechte und Leistungen für pflegende Angehörige in Deutschland
Pflegende Angehörige haben Anspruch auf verschiedene Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) XI, die auch bei Erkrankungen wie einer vergrößerten Prostata wichtig sind.
- Pflegegeld: Finanzielle Unterstützung bei häuslicher Pflege.
- Entlastungsbetrag: Für Angebote zur Unterstützung im Alltag.
- Pflegeberatung: Regelmäßige Beratung durch den Medizinischen Dienst (MD).
- Verhinderungspflege: Ersatzpflege bei eigener Verhinderung.
- Pflegeunterstützungsgeld: Bei kurzfristiger Arbeitsverhinderung.
Die Pflegegrade werden durch den MD festgestellt und bestimmen die Höhe der Leistungen. Die genaue Ausgestaltung kann je nach Bundesland leicht variieren.
Ernährung und Bewegung – kleine Schritte mit großer Wirkung
Eine ausgewogene Ernährung und moderate Bewegung können helfen, Beschwerden bei vergrößerter Prostata zu lindern. Dabei geht es nicht um strenge Diäten, sondern um praktische Tipps.
- Reduziere salzreiche und stark gewürzte Speisen.
- Vermeide zu viel Koffein und Alkohol, besonders am Abend.
- Fördere regelmäßige Bewegung, z. B. Spaziergänge oder leichte Gymnastik.
- Ermutige zu ausreichend Flüssigkeitszufuhr, aber nicht zu spät am Tag.
Diese Maßnahmen unterstützen die Blasenfunktion und das Wohlbefinden und können den Pflegealltag erleichtern.
Umgang mit psychischen Belastungen und Kommunikation
Die Diagnose und die körperlichen Einschränkungen können bei Betroffenen und Angehörigen zu Sorgen und Stress führen. Ein offener und verständnisvoller Umgang ist wichtig.
So kannst Du unterstützen:
- Zeige Geduld und Verständnis für Ängste und Unsicherheiten.
- Sprich offen über Beschwerden und Bedürfnisse.
- Suche bei Bedarf Unterstützung durch Beratungsstellen oder Selbsthilfegruppen.
- Achte auf Deine eigenen Grenzen und gönn Dir Pausen.
Auch die Pflegekasse bietet psychosoziale Beratung an, die Du nutzen kannst.
Fragen & Antworten
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Frage: Wann sollte ich mit meinem Angehörigen zum Arzt gehen?
Antwort: Wenn Symptome wie ständiger Harndrang, Schmerzen beim Wasserlassen oder Blut im Urin auftreten, ist ein Arztbesuch wichtig, um Komplikationen auszuschließen.
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Frage: Welche Pflegeleistungen kann ich beantragen?
Antwort: Pflegegeld, Entlastungsbetrag und Verhinderungspflege sind zentrale Leistungen, die Du bei der Pflegekasse beantragen kannst. Die Pflegegrade bestimmen den Umfang.
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Frage: Wie kann ich die Medikamenteneinnahme unterstützen?
Antwort: Nutze Medikationspläne, erinnere freundlich an Einnahmezeiten und frage bei Unsicherheiten den Arzt oder Apotheker.
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Frage: Was tun bei plötzlichem Harnverhalt?
Antwort: Das ist ein Notfall. Bitte sofort einen Arzt oder den Notdienst kontaktieren, denn die Blase muss entleert werden.
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Frage: Wie kann ich mich selbst entlasten?
Antwort: Nutze Angebote der Pflegekasse wie Verhinderungspflege, hole Dir Unterstützung von anderen Angehörigen oder professionellen Diensten.
Eine vergrößerte Prostata stellt zwar eine Herausforderung dar, doch mit Wissen, Geduld und Unterstützung kannst Du Deinen Angehörigen gut begleiten. Schritt für Schritt findet ihr Wege, den Alltag angenehmer zu gestalten.
Bundesministerium für Gesundheit – Gesundheitliche Informationen, GKV-Spitzenverband – Leistungen der Pflegeversicherung, Medizinischer Dienst – Pflegebegutachtung, Gesetzesportal – Sozialgesetzbuch XI, Verbraucherzentrale – Pflege und Gesundheit, Pflege Bayern – Pflegerechte und Beratung

Mechthild Brunner, 68, examinierte Altenpflegerin i. R. – Jahrzehnte ambulant & stationär unterwegs, Demenz-WGs und Palliativbegleitung aus der Praxis. Hier teile ich alltagstaugliches Wissen für Pflege zu Hause: klar, menschlich, machbar.