Beckenbodentraining ist eine einfache und wirkungsvolle Methode, um die Muskulatur im Beckenbereich zu stärken. Gerade wenn Du zu Hause einen Angehörigen pflegst, kann gezieltes Training helfen, Blasenschwäche vorzubeugen oder zu lindern – und so den Alltag für alle angenehmer machen. In diesem Beitrag zeigen wir Dir, wie Du Beckenbodentraining organisieren und in den Pflegealltag integrieren kannst.
Warum Beckenbodentraining für die häusliche Pflege wichtig ist
Der Beckenboden besteht aus Muskeln und Bindegewebe, die die Organe im Becken stützen. Mit zunehmendem Alter oder durch Erkrankungen kann die Muskulatur schwächer werden, was zu Problemen wie Inkontinenz führen kann. Für Angehörige, die zu Hause pflegen, ist es daher sinnvoll, Beckenbodentraining als festen Bestandteil der Pflege zu sehen.
Ein gestärkter Beckenboden verbessert nicht nur die Kontrolle über Blase und Darm, sondern unterstützt auch die Haltung und das allgemeine Wohlbefinden. So kann das Training die Lebensqualität des Pflegebedürftigen deutlich erhöhen.
- Vorbeugung von Blasenschwäche und Inkontinenz
- Verbesserung der Körperhaltung und Stabilität
- Unterstützung bei der Mobilität
- Steigerung des Selbstbewusstseins durch mehr Kontrolle
- Positive Effekte auf das Wohlbefinden und die Lebensqualität
Welche Möglichkeiten für Beckenbodentraining gibt es zu Hause?
Beckenbodentraining kann ganz einfach ohne spezielles Equipment durchgeführt werden. Es gibt verschiedene Übungen, die sich gut in den Alltag integrieren lassen und auch für Pflegebedürftige mit eingeschränkter Mobilität geeignet sind. Dabei unterscheidet man häufig zwischen aktivem Training und passiven Übungen, z. B. mit Hilfsmitteln.
Viele Krankenkassen und Pflegekassen fördern Kurse oder bieten Materialien zum Beckenbodentraining an. Auch Physiotherapeuten können individuelle Trainingspläne erstellen, die auf die Bedürfnisse des Pflegebedürftigen abgestimmt sind.
- Aktive Übungen wie das Anspannen und Entspannen der Beckenbodenmuskulatur
- Gezielte Atem- und Entspannungstechniken
- Training mit Hilfsmitteln, z. B. Beckenbodenkugeln oder Biofeedback-Geräten
- Online-Kurse oder Videoanleitungen für zu Hause
- Individuelle Physiotherapie bei Bedarf
Kriterium | Aktives Training | Training mit Hilfsmitteln |
---|---|---|
Benötigte Ausrüstung | Keine | Beckenbodenkugeln, Biofeedback |
Mobilitätsanforderung | Grundlegende Beweglichkeit | Auch bei eingeschränkter Mobilität möglich |
Förderung durch Pflegekasse | Ja, meist als Präventionsmaßnahme | Je nach Verordnung und Anbieter |
Wie kannst Du Beckenbodentraining in den Pflegealltag integrieren?
Die Organisation von Beckenbodentraining im Alltag erfordert etwas Planung, aber es lohnt sich. Kleine Trainingseinheiten von 5 bis 10 Minuten mehrmals täglich sind oft effektiver als seltene, lange Übungen. Wichtig ist, dass Du geduldig bleibst und das Training an die individuellen Bedürfnisse anpasst.
Um das Training nicht zu vergessen, helfen feste Zeiten und Erinnerungen. Auch die Einbindung in Routinen, wie z. B. nach dem Aufstehen oder vor dem Schlafengehen, macht das Üben leichter.
- Feste Trainingszeiten im Tagesablauf verankern
- Kurze, regelmäßige Übungseinheiten planen
- Gemeinsam mit dem Pflegebedürftigen Übungen durchführen
- Erinnerungen durch Notizen oder Wecker nutzen
- Fortschritte dokumentieren und Erfolge feiern
Welche Unterstützung bieten Pflegekassen und das Gesundheitssystem?
In Deutschland übernehmen Pflegekassen im Rahmen des SGB XI und die Krankenkassen nach dem SGB V oft Kosten für Beckenbodentraining, wenn es medizinisch notwendig ist oder zur Prävention dient. Kurse zur Stärkung des Beckenbodens werden häufig als Präventionsmaßnahme gefördert und können auch für pflegende Angehörige hilfreich sein.
Um Leistungen zu beantragen, solltest Du Dich an die zuständige Pflegekasse wenden. Der Medizinische Dienst (MD) prüft bei Bedarf die Pflegebedürftigkeit und die Notwendigkeit von Maßnahmen. Die genauen Angebote und Förderungen können je nach Bundesland variieren.
- Kostenerstattung für Präventionskurse durch Krankenkassen
- Individuelle Verordnungen durch Ärzte möglich
- Pflegekassen unterstützen pflegende Angehörige mit Schulungen
- Beratung durch Pflegeberatungsstellen und MD
- Regionale Unterschiede bei Fördermöglichkeiten beachten
Leistung | Träger | Hinweis |
---|---|---|
Präventionskurse Beckenbodentraining | Gesetzliche Krankenkassen | Bis zu 80 % Kostenübernahme möglich |
Pflegeberatung und Schulungen | Pflegekassen | Für Angehörige im häuslichen Umfeld |
Individuelle Therapie | Ärzte / Physiotherapeuten | Auf ärztliche Verordnung |
Praktische Alltagstipps für das Beckenbodentraining zu Hause
Damit das Training nicht zur lästigen Pflicht wird, hilft es, die Übungen spielerisch und abwechslungsreich zu gestalten. Kleine Tricks erleichtern die Umsetzung und motivieren. Auch die Unterstützung durch Dich als Angehöriger ist ein wichtiger Erfolgsfaktor.
Wichtig ist, die Übungen bewusst und langsam auszuführen. Achte darauf, dass der Pflegebedürftige sich wohlfühlt und keine Schmerzen hat. Bei Unsicherheiten hilft eine Rücksprache mit dem Arzt oder Therapeuten.
- Übungen in den Alltag einbauen, z. B. beim Fernsehen oder Sitzen
- Gemeinsam lachen und Erfolge feiern
- Kurze Pausen zwischen den Übungen einlegen
- Auf eine aufrechte Haltung achten
- Feedback vom Pflegebedürftigen einholen
- Hilfsmittel nur nach Rücksprache verwenden
Wie Du Fortschritte erkennst und motiviert bleibst
Erfolge beim Beckenbodentraining zeigen sich oft erst nach einigen Wochen. Um die Motivation hochzuhalten, ist es hilfreich, Fortschritte sichtbar zu machen und kleine Ziele zu setzen. Das kann auch helfen, Rückschläge besser zu verkraften.
Notiere gemeinsam mit dem Pflegebedürftigen, wie sich die Beschwerden verändern, und passe das Training bei Bedarf an. Das Gefühl, aktiv etwas für die Gesundheit zu tun, stärkt das Selbstbewusstsein und fördert die Lebensqualität.
- Regelmäßige Dokumentation der Übungen und Erfolge
- Setze realistische, kleine Ziele
- Feiere jeden Fortschritt, auch kleine
- Bleibe geduldig und flexibel bei Rückschlägen
- Hole bei Unsicherheiten fachlichen Rat ein
Aspekt | Wie erkennen? | Motivationstipps |
---|---|---|
Verbesserte Kontrolle | Weniger ungewollter Urinverlust | Erfolge loben und bewusst wahrnehmen |
Mehr Muskelkraft | Spürbar stärkere Kontraktionen | Regelmäßig üben und Fortschritte notieren |
Weniger Beschwerden | Weniger Druckgefühl oder Schmerzen | Training anpassen und Pausen einplanen |
Fragen & Antworten
- Frage: Wie oft sollte Beckenbodentraining durchgeführt werden?
Antwort: Ideal sind kurze Übungen täglich oder mehrmals pro Woche, jeweils 5-10 Minuten. Regelmäßigkeit ist wichtiger als Dauer.
- Frage: Kann ich als Angehöriger das Training anleiten?
Antwort: Ja, mit einfachen Übungen und etwas Geduld kannst Du unterstützen. Bei Unsicherheiten hilft eine Anleitung durch Fachkräfte.
- Frage: Werden die Kosten für Beckenbodentraining übernommen?
Antwort: Krankenkassen fördern häufig Präventionskurse, Pflegekassen unterstützen pflegende Angehörige. Eine ärztliche Verordnung kann weitere Leistungen ermöglichen.
- Frage: Gibt es Risiken beim Training?
Antwort: Bei Schmerzen oder Unwohlsein sollte das Training pausiert und ein Arzt konsultiert werden. Grundsätzlich ist das Training sicher und schonend.
- Frage: Wie erkenne ich, ob das Training wirkt?
Antwort: Verbesserte Kontrolle, weniger Beschwerden oder ein stärkeres Körpergefühl sind gute Zeichen. Fortschritte brauchen Zeit und Geduld.
Mit Beckenbodentraining kannst Du aktiv dazu beitragen, dass sich Dein pflegebedürftiger Angehöriger wohler fühlt und mehr Selbstständigkeit gewinnt. Bleib geduldig und integriere die Übungen liebevoll in den Alltag – das zahlt sich aus.
Bundesministerium für Gesundheit – Gesundheitliche Prävention,
GKV-Spitzenverband – Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung,
Medizinischer Dienst – Pflegeberatung und Begutachtung,
Gesetzliche Sozialleistungen – SGB XI,
Verbraucherzentrale – Pflege und Gesundheit,
Pflege Bayern – Informationen zur häuslichen Pflege (kann je Bundesland variieren)

Mechthild Brunner, 68, examinierte Altenpflegerin i. R. – Jahrzehnte ambulant & stationär unterwegs, Demenz-WGs und Palliativbegleitung aus der Praxis. Hier teile ich alltagstaugliches Wissen für Pflege zu Hause: klar, menschlich, machbar.