Basale Stimulation ist ein wertvolles Konzept, das dir als Angehörige*r helfen kann, Menschen mit schweren körperlichen oder geistigen Einschränkungen besser zu unterstützen. Sie fördert die Wahrnehmung und das Wohlbefinden durch gezielte, einfache Reize. In diesem Artikel zeige ich dir Schritt für Schritt, wie du Basale Stimulation im Pflegealltag zu Hause praktisch und liebevoll umsetzen kannst.
Was ist Basale Stimulation?
Basale Stimulation wurde speziell für Menschen entwickelt, die in ihrer Wahrnehmung oder Bewegung stark eingeschränkt sind. Es geht darum, ihre Sinneswahrnehmung durch einfache Reize anzuregen und so Kommunikation und Selbstwahrnehmung zu fördern. Das Konzept ist ganzheitlich und berücksichtigt Körper, Seele und Gefühle.
Du kannst Basale Stimulation im Alltag nutzen, um Berührungen, Bewegungen und Wahrnehmungen bewusst einzusetzen. Dabei steht immer die individuelle Situation deiner pflegebedürftigen Person im Mittelpunkt.
- Fördert das Körpergefühl und die Selbstwahrnehmung
- Verbessert die Kommunikation trotz Einschränkungen
- Unterstützt Beweglichkeit und Entspannung
- Beruht auf einfachen, achtsamen Berührungen und Bewegungen
- Passt sich an die Bedürfnisse der pflegebedürftigen Person an
Die rechtliche Grundlage und Unterstützung durch die Pflegekasse
In Deutschland ist Basale Stimulation Teil der professionellen Pflege und wird unter bestimmten Voraussetzungen von der Pflegekasse unterstützt. Das Sozialgesetzbuch XI (SGB XI) regelt die Leistungen der Pflegeversicherung, die auch Angehörige in der häuslichen Pflege entlasten.
Wenn bei der pflegebedürftigen Person eine Pflegestufe anerkannt ist, können Leistungen wie Schulungen, Pflegehilfsmittel oder auch ambulante Pflegeleistungen beantragt werden. Basale Stimulation kann dabei ein wichtiger Bestandteil der Pflegeplanung sein.
- Pflegegrad beantragen beim Medizinischen Dienst (MD)
- Schulungen zur Basalen Stimulation über Pflegekasse möglich
- Pflegehilfsmittel für die Umsetzung im Alltag beantragen
- Ambulante Pflegedienste können Basale Stimulation unterstützen
- Regionale Unterschiede bei Angeboten möglich (kann je Bundesland variieren)
Vorbereitung: Die richtige Haltung und Umgebung schaffen
Damit Basale Stimulation gut gelingt, braucht es eine ruhige, angenehme Umgebung und eine offene, wertschätzende Haltung von dir. Die pflegebedürftige Person sollte sich sicher und geborgen fühlen.
Das bedeutet, du solltest Störungen vermeiden, für angenehme Temperaturen sorgen und die Person in eine bequeme Position bringen. Achte darauf, dass du selbst entspannt bist und deine Berührungen sanft und achtsam ausführst.
- Ruhiger Raum ohne Ablenkungen
- Bequeme Liege- oder Sitzposition schaffen
- Sanfte Beleuchtung bevorzugen
- Deine Hände warm und sauber halten
- Langsam und mit liebevollem Blickkontakt arbeiten
Grundtechniken der Basalen Stimulation im Alltag
Es gibt verschiedene Techniken, mit denen du Basale Stimulation umsetzen kannst. Wichtig ist, dass du sie an die Bedürfnisse der pflegebedürftigen Person anpasst und auf ihre Reaktionen achtest.
Zu den Grundtechniken gehören sanfte Berührungen, rhythmische Bewegungen und die Anregung der verschiedenen Sinne wie Tastsinn, Gleichgewichtssinn und Körperwahrnehmung.
- Streicheln und sanftes Massieren der Haut
- Leichtes Schaukeln oder Wippen zur Gleichgewichtsförderung
- Gezielte Berührungen an Händen, Füßen oder Gesicht
- Anregen der Mund- und Gesichtsmuskulatur
- Musik oder vertraute Geräusche als Sinnesreize einsetzen
| Technik | Wirkung | Anwendung |
|---|---|---|
| Streicheln | Beruhigt und entspannt | Langsame, gleichmäßige Bewegungen |
| Wippen | Fördert Gleichgewichtssinn | Sanftes, rhythmisches Bewegen im Sitzen oder Liegen |
| Gesichtsmassage | Verbessert Mimik und Kommunikation | Leichte Berührungen an Stirn, Wangen, Kinn |
Schritt-für-Schritt-Anleitung für eine Basale Stimulationseinheit
Hier ein praktischer Ablauf, den du leicht in den Alltag integrieren kannst. Er dauert etwa 10-15 Minuten und kann je nach Bedarf angepasst werden.
Wichtig ist, auf die Reaktionen der pflegebedürftigen Person zu achten und nur so weit zu gehen, wie es angenehm ist.
- 1. Vorbereitung: Raum herrichten, Hände wärmen, Person bequem lagern
- 2. Begrüßung: Blickkontakt herstellen, sanftes Ansprechen
- 3. Sanfte Berührung an Hand oder Arm, langsames Streicheln
- 4. Leichtes Wippen oder rhythmisches Bewegen, z.B. der Füße
- 5. Gesichtsmassage mit sanften Bewegungen
- 6. Abschluss: Ruhiges Ausklingen lassen, positive Worte
Tipps für den Alltag und wie du dich selbst unterstützt
Basale Stimulation kann dir und der pflegebedürftigen Person viel geben – aber auch Kraft kosten. Plane daher Pausen ein und lasse dir bei Bedarf Unterstützung durch ambulante Pflegedienste oder Beratungsstellen zukommen.
Halte dich über Schulungen und Pflegekurse auf dem Laufenden, um deine Fähigkeiten zu erweitern. Und vergiss nicht: Kleine Erfolge sind ein großer Gewinn!
- Regelmäßig Pausen und Selbstfürsorge einplanen
- Schulungen bei der Pflegekasse oder Pflegeschule nutzen
- Professionelle Hilfe bei Bedarf anfragen
- Erfolge und Fortschritte dokumentieren
- Geduldig bleiben und liebevoll handeln
Fragen & Antworten
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Frage: Muss ich eine spezielle Ausbildung für Basale Stimulation haben?
Antwort: Eine formelle Ausbildung ist nicht zwingend nötig, aber Schulungen helfen, Techniken sicher und wirksam anzuwenden. Viele Pflegekassen bieten kostenfreie Kurse für Angehörige an.
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Frage: Kann ich Basale Stimulation auch bei Demenz anwenden?
Antwort: Ja, Basale Stimulation kann die Wahrnehmung und das Wohlbefinden auch bei Demenz fördern. Wichtig ist, auf die Bedürfnisse und Reaktionen der Person einzugehen.
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Frage: Wie oft sollte ich Basale Stimulation durchführen?
Antwort: Es gibt keine feste Regel. Oft reichen kurze Einheiten von 10-15 Minuten mehrmals pro Woche, je nach Befinden und Tagesform.
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Frage: Wo bekomme ich Unterstützung bei der Umsetzung?
Antwort: Pflegeberatungsstellen, ambulante Pflegedienste und Pflegekassen bieten Unterstützung und Schulungen an. Auch der Medizinische Dienst kann bei der Pflegeplanung helfen.
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Frage: Was mache ich, wenn die Person auf Berührungen negativ reagiert?
Antwort: Respektiere die Reaktion und versuche es später oder mit anderen Techniken. Manchmal braucht es Zeit, bis Vertrauen entsteht.
Basale Stimulation ist eine liebevolle und praktische Möglichkeit, den Alltag für dich und deine pflegebedürftige Person zu bereichern. Mit kleinen Schritten und Geduld kannst du viel bewirken und das Wohlbefinden verbessern.
Bundesministerium für Gesundheit – Pflege,
GKV-Spitzenverband – Pflegeversicherung,
Medizinischer Dienst – Begutachtung,
Gesetze im Internet – SGB XI,
Verbraucherzentrale – Pflegeberatung,
Pflege.Bayern.de – Pflege zu Hause
Mechthild Brunner, 68, examinierte Altenpflegerin i. R. – Jahrzehnte ambulant & stationär unterwegs, Demenz-WGs und Palliativbegleitung aus der Praxis. Hier teile ich alltagstaugliches Wissen für Pflege zu Hause: klar, menschlich, machbar.

