Nykturie, also das häufige nächtliche Wasserlassen, kann für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen eine große Herausforderung sein. Sie stört den Schlaf und belastet den Alltag. In diesem Beitrag erfährst Du, wie Du Nykturie erkennst, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und wie Du den Pflegealltag zu Hause besser gestalten kannst.
Was ist Nykturie und wie erkennst Du sie?
Nykturie bedeutet, dass Betroffene mehrmals in der Nacht aufwachen müssen, um Wasser zu lassen. Anders als bei normalem nächtlichen Harndrang ist das häufige nächtliche Wasserlassen belastend und beeinträchtigt die Schlafqualität deutlich. Es ist wichtig, die Symptome frühzeitig zu erkennen, um gezielt helfen zu können.
Typische Anzeichen sind:
- Mehr als einmaliges nächtliches Wasserlassen
- Unterbrechung des Schlafs
- Müdigkeit und Konzentrationsprobleme am Tag
- Vermehrter Harndrang auch tagsüber
Nykturie ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom, das viele Ursachen haben kann.
Ursachen für Nykturie verstehen
Die Ursachen für Nykturie sind vielfältig. Häufig stecken gesundheitliche Probleme oder Lebensgewohnheiten dahinter. Das Verstehen der Ursache ist wichtig, um passende Maßnahmen zu finden.
- Blasenfunktionsstörungen (z. B. Überaktive Blase)
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die Wassereinlagerungen fördern
- Medikamente mit harntreibender Wirkung
- Flüssigkeitsaufnahme am Abend
- Schlafapnoe und andere Schlafstörungen
- Diabetes oder Nierenerkrankungen
Ein Arztbesuch ist wichtig, um die Ursachen abzuklären und auszuschließen, dass ernsthafte Erkrankungen vorliegen.
Behandlungsmöglichkeiten und Hilfen
Die Behandlung von Nykturie richtet sich nach der Ursache. In der Pflege zu Hause kannst Du unterstützend tätig werden, aber eine ärztliche Diagnose ist unerlässlich. Viele Maßnahmen zielen darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.
- Anpassung der Trinkgewohnheiten: weniger Flüssigkeit am Abend
- Medikamentöse Behandlung nach ärztlicher Verordnung
- Blasentraining und Beckenbodengymnastik
- Hilfsmittel wie wasserdichte Bettauflagen und Inkontinenzprodukte
- Regelmäßige Toilettengänge vor dem Schlafengehen
- Beachtung der Schlafhygiene, um den Schlaf zu fördern
| Aspekt | Option A | Option B |
|---|---|---|
| Flüssigkeitsaufnahme | Tagsüber ausreichend trinken | Abends reduzieren |
| Toilettengänge | Vor dem Schlafen gehen | Nach Bedarf nachts |
| Hilfsmittel | Inkontinenzeinlagen | Wasserdichte Bettauflagen |
Nykturie im Pflegealltag: Praktische Tipps für Angehörige
Der Umgang mit Nykturie im Alltag erfordert Geduld und Organisation. Kleine Veränderungen können den Alltag für Dich und die Pflegeperson deutlich erleichtern.
- Richte das Schlafzimmer sicher und gut zugänglich ein
- Halte eine Nachtlampe bereit, um Stürze zu vermeiden
- Plane feste Zeiten für nächtliche Toilettengänge ein
- Nutze Inkontinenzprodukte passend zur Situation
- Dokumentiere die nächtlichen Toilettengänge für den Arzt
- Sprich offen über die Belastung, um Stress zu reduzieren
Leistungen der Pflegekasse und Unterstützung
Nykturie allein ist kein Pflegegrad-Kriterium, aber die daraus entstehenden Einschränkungen können die Pflegebedürftigkeit beeinflussen. Pflegebedürftige haben Anspruch auf verschiedene Leistungen nach dem SGB XI, die auch bei Nykturie unterstützen können.
- Pflegegeld für die häusliche Pflege
- Pflegesachleistungen für professionelle Unterstützung
- Hilfsmittelversorgung, z. B. Inkontinenzprodukte über die Pflegekasse
- Beratung durch den Medizinischen Dienst (MD) bei der Begutachtung
- Entlastungsleistungen für pflegende Angehörige
- Verhinderungspflege bei kurzfristiger Entlastung
Die genaue Höhe und Art der Leistungen kann regional unterschiedlich sein (kann je Bundesland variieren). Eine Beratung bei der Pflegekasse oder der unabhängigen Patientenberatung ist empfehlenswert.
Wie Du als Angehörige/r gut für Dich sorgst
Pflege kann sehr fordernd sein – besonders wenn Nykturie den Schlaf stört und den Alltag belastet. Deine Gesundheit und Kraft sind wichtig, um langfristig gut zu pflegen.
- Nutze Entlastungsangebote und Pflegehilfsmittel
- Suche Austausch mit anderen pflegenden Angehörigen
- Kläre Deinen Anspruch auf Pflegeunterstützungsgeld bei der Bundesagentur für Arbeit
- Plane regelmäßige Auszeiten und kleine Pausen
- Informiere Dich über lokale Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen
Fragen & Antworten
- Frage: Wie erkenne ich, ob Nykturie vorliegt?
Antwort: Wenn die pflegebedürftige Person mehrmals nachts aufwacht, um Wasser zu lassen, und dadurch der Schlaf gestört ist, spricht man von Nykturie. Ein Arztbesuch zur Abklärung ist wichtig.
- Frage: Welche Hilfsmittel können bei Nykturie helfen?
Antwort: Wasserdichte Bettauflagen, Inkontinenzeinlagen und gut erreichbare Toiletten erleichtern den Umgang mit Nykturie im Alltag.
- Frage: Kann die Pflegekasse Nykturie-bezogene Kosten übernehmen?
Antwort: Ja, z. B. für Inkontinenzmaterial und Pflegehilfsmittel. Die Pflegekasse berät individuell, welche Leistungen möglich sind.
- Frage: Was kann ich tun, wenn die Pflegeperson nachts häufig aufsteht?
Antwort: Sorge für eine sichere Umgebung und unterstütze mit nächtlichen Toilettengängen, wenn nötig. Auch die Flüssigkeitsaufnahme am Abend anzupassen, kann helfen.
- Frage: Wann sollte ich den Arzt einschalten?
Antwort: Wenn Nykturie plötzlich auftritt, sich verschlimmert oder mit weiteren Symptomen wie Schmerzen oder Blut im Urin einhergeht, ist eine ärztliche Untersuchung wichtig.
Nykturie ist eine Herausforderung, die Du mit Verständnis und gezielter Unterstützung gut meistern kannst. Kleine Veränderungen im Alltag und die Nutzung von Hilfsangeboten erleichtern Euch das Zusammenleben und fördern die Lebensqualität.
Bundesministerium für Gesundheit – Gesundheitsinformationen, GKV-Spitzenverband – Pflegekasse, Gesetze im Internet – Sozialgesetzbuch XI, Medizinischer Dienst – Begutachtung, Verbraucherzentrale – Pflegeberatung, Deutsche Rentenversicherung – Pflegezeiten, Bundesagentur für Arbeit – Pflegeunterstützungsgeld
Mechthild Brunner, 68, examinierte Altenpflegerin i. R. – Jahrzehnte ambulant & stationär unterwegs, Demenz-WGs und Palliativbegleitung aus der Praxis. Hier teile ich alltagstaugliches Wissen für Pflege zu Hause: klar, menschlich, machbar.

